Juni - Die Linde - Tilia spec.

Schon der Name der Linde verheißt uns Freundliches: nicht von ungefähr heißt es, eine Krankheit zu lindern, oder denken Sie nur an ein lindes Lüftchen, also eine milde und weiche Brise. (Dass auch der biegsame, schlangenartige Lindwurm in diese Wortfamilie gehört, könnte ihn uns fast schon sympathisch machen.)

Die Blüten der Linde lindern als schweißtreibendes Hausmittel fiebrige Erkältungen. Hermann Hesse schrieb 1907:

"Jetzt blühen wahrhaftig schon die Linden wieder, und am Abend, wenn es zu dunkeln beginnt und die schwere Arbeit getan ist, kommen die Frauen und die Mädchen daher, steigen an der Leiter die Äste hinauf und pflücken sich ein Körbchen voll Lindenblüten. Davon machen sie späterhin, wenn jemand krank wird und Nöte hat, einen heilsamen Tee.
Sie haben recht; warum soll die Wärme, die Sonne, die Freude und der Duft dieser wundersamen Jahreszeit so ungenützt vergehen? Warum soll nicht in Blüten oder sonstwo etwas davon verdichtet und greifbar hängenbleiben, daß wir es holen, heimtragen und später einmal in kalten und bösen Zeiten einen Trost daran haben können? Wenn man nur von allem so Schönen so einen Beutel voll aufbewahren und für bedürftige Zeiten aufsparen könnte!"

(Zitat aus dem wunderschönen Buch "Hermann Hesse Bodensee - Betrachtungen, Erzählungen, Gedichte", erschienen im Thorbecke Verlag)

Lindenblüten-Tee

Lindenblüten können wir im Juni und Anfang Juli sammeln. Die einzelnen Blütenstände scheinen aus der Mitte ihres länglichen Tragblattes und nicht wie gewöhnlich seiner Achsel herauszuwachsen; das macht die Linde unverwechselbar. Dieser merkwürdige Aufbau kommt daher, dass der Stiel des Blütenstandes teilweise mit der Mittelachse des Tragblattes verwachsen ist.
Die Tragblätter der Blüten enthalten ähnliche Bestandteile wie die Blüten, aber deutlich mehr Gerbstoffe. Man kann sie also mit sammeln (und in kürzerer Zeit viel mehr Material erbeuten), der daraus bereitete Tee wird dann aber auch viel bitterer. Also machen wir uns die Mühe und zupfen wirklich nur die Blüten ab. Ihr feiner Duft verfliegt leider beim Trocknen fast vollständig.

Der Tee wirkt schweißtreibend und krampfstillend. Für eine Tasse werden
2 Teelöffel frische oder getrocknete Lindenblüten mit heißem Wasser überbrüht. Der Tee soll etwa 10 Minuten lang ziehen. Nun ist er auch kühl genug, um ihn wirksam mit Honig süßen zu können, denn der in kochend heißen Tee gegebene Honig verliert einen Großteil seiner Wirkung. Bis zu 3 Tassen am Tag dürfen Sie trinken.

... dass sich bestimmte Läusearten auf Linden besonders wohl fühlen? Sie zapfen den stark zuckerhaltigen Pflanzensaft an und scheiden Teile davon gleich wieder aus, so dass es nur so tropft. So leiden nicht nur die Blätter unter der klebrigen Schicht, auch Autos, die unter Linden parken, werden von ihr geradezu überzogen. Dies freut den Rußtaupilz, er lebt auf und von dieser Schicht und färbt sie im Lauf der Zeit nicht nur schwarz, sondern scheidet auch aggressive Stoffwechselprodukte aus, die nicht nur die Blattoberflächen, sondern sogar den Autolack angreifen. Besonders in der prallen Sonne brennt sich die klebrige Zucker-Pilz-Schicht in die Oberflächen ein. Während die Blätter jedes Jahr erneuert werden, sollte das Auto lieber öfter gewaschen werden.
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